Bundesrat: Anbieter von Ladesäulen müssen EC-Karten akzeptieren
Wer sein Elektro-Auto an einer öffentlichen Säule laden will, braucht aktuell eine App oder eine Kundenkarte. Ab 2023 kann auch mit EC- und Kreditkarten gezahlt werden. Das größte Problem wird damit allerdings nicht gelöst.
Einfach mal eben das E-Auto laden? Das geht – zumindest, wenn man die passende Kundenkarte, oder die richtige App auf dem Smartphone hat. Das erfordert, dass E-Auto-Fahrer sich im Vorfeld mit den unterschiedlichen Vertragsmodellen und Tarifen auseinandergesetzt haben. Denn die 46.000 Ladesäulen werden von hunderten Anbietern betrieben und haben kein einheitliches Bezahlsystem. Um das zu ändern, hat der Bundesrat nun beschlossen: Ab Juli 2023 muss der Ladeborgang an der Säule auch mit Kredit-, oder Debitkarte (EC-Karte) bezahlbar sein. Bereits vorhandene Säulen müssen dafür nicht rückwirkend umgerüstet werden. Die Autobranche sieht in der Entscheidung einen gravierenden Rückschritt.
Die Argumente für Kartenzahlung
Bund und Länder sind sich einig, dass das Laden von Elektroautos einfacher und unabhängiger gestaltet werden muss. Die Kredit- oder Debitkarte führe dazu, dass E-Autofahrer auch spontan Ladepunkte von Anbietern ansteuern könnten, mit denen sie im Vorfeld keinen Vertrag geschlossen haben. Ausschließlich digitale Bezahlsysteme würden viele Menschen ausschließen. „Verbraucher wollen den Strom fürs Elektroauto so bequem und einfach mit der Karte bezahlen können wie heute ihre Tankrechnung an der Tankstelle“, sagte Karl-Peter Schackmann-Fallis, Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands dazu. Der ADAC lobt die Entscheidung als „Sieg für die Verbraucher“. Die Kartenzahlung ist international verbreitet. Zudem ist anders als bei App-Bezahlsystemen ist keine Registrierung mit sensiblen Daten notwendig.
Die Gegenargumente der Auto- und Energiewirtschaft
Laut der Präsidentin des Autoindustrieverbands VDA, Hildegard Müller, führe die Zahlung per EC-Karte zu höheren Kosten für die Kunden. Zudem würden digitale Zahlungsdienstleister ausgeschlossen. Die Autobranche setzt stattdessen auf digitale Lösungen, also etwa Apps oder mobile Anbieter wie Paypal. Volkswagen gibt an, dass mehr als 90 Prozent der Ladevorgänge ohne EC-Karte bezahlt werden. Verpflichtende Kartenlesegeräte seien daher unnötig.
Der Chef des Stadtwerkeverbandes VKU, Ingbert Liebing, sieht in der Entscheidung den Ausbau der Elektromobilität gebremst: „Viel effizienter wäre es gewesen, konsequent auf kostengünstige, digitale und mobile Lösungen zu setzen“. Außerdem könne es sein, dass alle Auflagen schon bald durch die Entscheidung auf EU-Ebene hinfällig würden.
Neben der Zahlungsart wird immer wieder die intransparente Preisstruktur an öffentlichen Ladesäulen kritisiert. Nicht nur die Zahlungssysteme sind uneinheitlich – auch die aufgerufenen Preise können stark variieren. Bei manchen Anbietern wird zudem eine Grundgebühr erhoben, andere rechnen nach tatsächlich gezapftem Strom ab.
EU-Rechnungshof äußerte sich bereits im April
Im April 2021 hat sich der EU-Rechnungshof in einem Sonderbericht zur Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge zur der Frage der einheitlichen Bezahlsysteme bereits wage geäußert: „Das politische Ziel besteht letztendlich darin, eine Autoreise mit dem Elektrofahrzeug quer durch Europa unternehmen zu können, bei der das Aufladen des Elektrofahrzeugs ebenso problemlos vonstattengeht wie ein konventioneller Tankvorgang“.
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