Toyota bZ4X: Elektro vom Hybrid-Profi
Ab dem Sommer 2022 will Toyota erstmals in großem Stil Elektroautos anbieten. Den Auftakt macht das SUV bZ4X. Dabei setzen die Japaner auf hausgemachte Stärken.
Wer Elektro sagt, denkt Toyota. Das hat lange gestimmt, seit 1997 hat Toyota weltweit rund 18 Millionen Hybridfahrzeuge verkauft. Mit niedrigen Verbräuchen, günstigen Betriebskosten und großer Zuverlässigkeit erarbeitete Toyota sich und der Technik einen guten Ruf. Um das reine Elektroauto jedoch macht Japans größter Autohersteller lange Zeit einen großen Bogen. Abgesehen von einem elektrischen Rav4, den Toyota in kleinen Stückzahlen in Kalifornien anbietet, weil es die dortigen Gesetze vorschreiben. Toyota sieht im Elektroauto vor allem hohe Kosten, hohe Preise, kleine Reichweiten und niedrige Absatzchancen.
Das Umdenken beginnt erst 2016. Nun kündigt der Hersteller knapp sechs Jahre später mit dem bZ4X das erste Großserienmodell an. Erstaunlich spät, wenn man bedenkt: Technisch stellt das Elektroauto Toyota vor keine großen Herausforderungen. Im Vergleich zum Hybridantrieb ist die Technik schließlich simpel. Aber die Kostensituation und die Attraktivität empfindet Toyota offenbar als kompliziert. Joint-Ventures mit Mazda, Subaru oder dem Zulieferer Denso dienen da der Risikostreuung. Das bisher einzige neue Toyota-Elektroauto ist eher ein Feldversuch: 2021 startet der Lexus UX300e. In Deutschland wurden seitdem nur rund 30 Exemplare zugelassen.
Mit dem SUV bZ4X plant Toyota größere Stückzahlen. „Toyota bZ“ steht für „beyond zero“ und soll ausdrücken, dass Toyotas Elektroautos mehr zu bieten haben als nur „zero“ Emissionen. Der bZ4X ist dabei der Auftakt zu einer großen Modelloffensive: Ende 2021 stellt Toyota in einem Rundumschlag 16 neue Modelle vor, vom Kleinstwagen bis zum Sportwagen. Wann welches Modell auf den Markt kommt, sagt Toyota nicht. Mit der Ausnahme bZ4X: Das 4,70 Meter lange SUV steht in den Startlöchern. Es überragt den aktuellen (schon sehr geräumigen) Rav4 um 10 Zentimeter, bietet 16 Zentimeter mehr Radstand und damit im Innenraum noch mehr Platz. Das Kofferraumvolumen beziffert Toyota mit 452 Liter.
Toyota bZ4X: Ladeleistung, Reichweite, Verbrauch
Unter dem Blech des Toyota bZ4X steckt Toyotas neu entwickelte Plattform eTNGA, abgeleitet von Toyotas modularer TNGA-Plattform. Der Akku versteift bei der Elektroplattform das Chassis zusätzlich und weist im Elektro-SUV eine Kapazität von 71,4 kWh auf. Toyota kündigt zwei Motorvarianten an: Die einfachen Versionen fahren mit Frontantrieb und 150 kW (204 PS), in Allradversionen leisten ein Front- und ein Heckmotor je 80 kW (109 PS). Allradmodelle sollen laut Toyota auch Offroad-Qualitäten besitzen.
An DC-Schnelladesäulen lädt der Toyota bZ4X laut Toyota mit einer maximalen Leistung von 150 kW, in 30 Minuten lädt der Akku zu 80 Prozent auf. Die Ladeleistung an der Wallbox beträgt dagegen mäßige 6,6 kW. Im WLTP-Prüfzyklus fahren frontgetriebene Toyota bZ4X je nach Ausstattung 392-450 km weit (Verbrauch: 18,2-15,9 kWh/100km). Für Allradmodelle nennt Toyota eine Reichweite von 370-410 km (Verbrauch: 19,3-17,4 kWh/100km
Toyota bZ4X: Ausstattung
Serienmäßig steckt im Toyota bZ4X eine energiesparende Wärmepumpe. Sie soll neben dem Temperaturmanagement der Batterie sicherstellen, dass die Reichweiten im Winter sich nicht allzu sehr von denen im Sommer unterscheiden. Ebensfalls Serie sind ein cloudbasiertes Online-Navi, ein umfangreiches Assistenzpaket, Rückfahrkamera und Klimaanlage. Gegen Aufpreis bietet Toyota ein Panoramadach an, ebenso Matrix-LED-Scheinwerfer oder ein Einparksystem. Angekündigt sind zudem eine rein elektrische “Steer by Wire”-Lenkung inklusive futuristischem, oben offenem Lenkrad und ein Solardach. Es soll unter optimalen Bedingungen 1.800 Kilometer zusätzliche Reichweite pro Jahr generieren. Dabei denkt Toyota nicht nur an Effizienz, sondern auch an Unabhängigkeit – etwa für den Fall, dass der Strom ausfällt. In Japan soll der bZ4X in diesem Fall über bidirektionales Laden auch das Hausnetz mit Strom versorgen können.
Toyota bZ4X: Preise und Marktstart
Das Elektro-SUV aus Japan lässt sich bereits reservieren. Ohne Berücksichtigung des Umweltbonus starten die Preise des Toyota bZ4X zunächst bei 47.490 Euro. Das liegt rund 2.000 Euro oberhalb dem Preis des etwas kleineren VW ID.4, bei vergleichbarer Konfiguration. Daneben bietet Toyota Varianten ab 52.480 Euro an, oder eine Vollausstattung für 57.290 Euro. Wer jetzt reserviert, erhält ab April ein unverbindliches Angebot. Die ersten Auslieferungen sollen im Frühsommer 2022 starten.
Toyota kündigt außerdem eine Rundum-Sorglos-Garantie auf die Batterie des Elektroautos an: In acht Jahren oder auf 160.000 Kilometern soll ihre Kapazität nicht unter 70 Prozent fallen. Wer sein Auto in diesem Zeitraum jährlich in der Vertragswerkstatt zur Wartung vorführt, erhält sogar 10 Jahre Garantie auf die Batterie. Allerdings: In der ersten Ankündigung hatte Toyota noch von einer garantierten Kapazität von 90 Prozent gesprochen.
Fazit: Ein bisschen Elektro?
Wer Daten und Preise des Toyota bZ4X rekapituliert, stellt fest: Er bietet wenige aufsehenerregende Features, keinen herausragend niedrigen Verbrauch, keine spektakuläre Ladeleistung oder Reichweite. Auch preist Toyota das Modell nicht auffällig niedrig ein. Maßstäbe will der Hersteller mit seinen mehr als 20 Jahren Felderfahrung bei elektrifizierten Antrieben dagegen im Gesamtpaket setzen: Bei der Alltagstauglichkeit, mit verlässlichen Reichweiten auch im Winter. Mit einer möglichst niedrigen Fehlerquote und einer langen Garantie. Auch mit durchdachten Recycling-Kreisläufen will Toyota punkten. Maßstäbe setzt Toyota aber auch beim kryptischen Modellnamen. Wir warten ehrlich gesagt auf den Toyota C3PO.
Technische Daten – Toyota bZ4X
Modell | Toyota bZ4X (Frontantrieb) |
Motor/Antrieb | Elektromotor/ Vorderachse |
Leistung | 150 kW (204 PS) |
Drehmoment | n.n. |
Geschwindigkeit | n.n. |
0-100 km/h | n.n. |
Verbrauch | 18,2-15,9 kWh/100km |
Akkukapazität | 71,4 kWh |
Reichweite | 392-450 km |
Ladeleistung | bis 6,6 kW (AC), bis 150 kW (DC) |
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