Umfrage: Schnellladen oft zu kompliziert, zu langsam, zu teuer
Der ADAC hat Fahrer*innen von Elektroautos nach ihrer Erfahrung auf der Langstrecke befragt. Das Ergebnis: Schnelles Laden muss einfacher und günstiger werden.
Die Königsdisziplin des Elektroautos ist die Langstrecke. Auf der Autobahn bewegen sich Stromer außerhalb ihres Wohlfühlbereiches, weil sie bei hohem Tempo viel Energie verbrauchen und nur langsam neue aufnehmen. Das Schnelladenetz an deutschen Autobahnen ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Aber ist es gut genug? Der ADAC hat online 400 Elektroautofahrer*innen zu diesem Thema befragt und benennt Verbesserungspotenzial.
Denn fast 40 Prozent der Teilnehmenden zeigen sich mit dem Laden auf Langstrecken eher unzufrieden. Sie wünschen sich neben dem Ausbau des Ladenetzes „eine Vereinfachung der Abläufe, verlässlichere Ladesäulen sowie günstigere Preise und schnelleres Laden.“ Viele Anbieter mit noch mehr individuellen Preismodellen verkomplizieren das schnelle Laden an den Autobahnen. Roaming von Anbieter zu Anbieter gibt es zwar. Aber es fehlt Preistransparenz. Und das Laden klappt eben zu oft dann doch nicht.
Sorge, die nächste Schnellladestation nicht rechtzeitig zu erreichen, äußern nur 23 Prozent der 400 befragten E-Autofahrer. Aber 32 Prozent geben an, dass Ladeversuche manchmal oder sogar häufig scheitern. Als Hauptgrund nennen sie defekte, nicht betriebsbereite oder nicht auffindbare Ladesäulen. Zudem gebe es Probleme bei der Freischaltung und nicht akzeptierte Ladekarten oder -Apps.
Laden an der Autobahn: Zu kompliziert, zu teuer, zu voll
Ein besonderes Ärgernis für viele Fahrer*innen von Elektroautos: Andere Fahrzeuge, die nach dem Laden die Säule nicht zügig wieder frei machen. 73 Prozent geben an: Sie befürworten eine Blockiergebühr für E-Autos, die einen Ladeplatz über das Laden hinaus belegen. Diese Maßnahme könnte allerdings nur bedingt wirken. Traktionsbatterien nehmen zum Ende des Ladevorganges nur noch sehr langsam Strom auf.
Gut zwei Drittel der Teilnehmenden stimmen der Aussage zu: Bezahlen mit gängigen Giro-, Debit- oder Kreditkarten via Kartenlesegerät würde das Laden erleichtern. Zumindest neue öffentliche Ladesäulen müssen laut Verordnung ab Mitte 2023 mit Lesegeräten für Debit- und Kreditkarten ausgestattet sein.
Zudem halten nur 38 Prozent der Befragten die angezeigte Information über die Kosten für ausreichend. „Elektroautofahrer können an Ladesäulen oft nicht erkennen, welche Preise tatsächlich abgerechnet werden, und teilweise sind die Preise für das Ad-hoc-Laden doppelt so hoch wie die für Vertragskunden“, kritisiert ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze. Angesichts der Preisunterschiede und Unübersichtlichkeit der Tarife seien die Kosten für einen Ladevorgang kaum zu kalkulieren.
Der ADAC hatte Fahrer*innen von reinen Elektroautos befragt, die in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal eine Strecke ab 100 Kilometern (einfach) zurückgelegt und dabei eine öffentliche Schnellladesäule genutzt hatten. Das Laden in der Stadt war nicht Teil der Umfrage. Als Vergleichsgruppe befragte der Club zusätzlich 100 Teslafahrer*innen zu ihren Erfahrungen mit den Tesla-Superchargern. Diese Gruppe bewertete ihre Erfahrung laut ADAC in fast allen Kategorien besser. Teslas Vorteile: Preistransparenz, automatische Abrechnung und eine direkte Vernetzung mit dem Fahrzeug.
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