Elektroauto laden: Kosten, Tarife, Infrastruktur

Wer sein E-Auto laden will hat die Qual: Zahlreiche Ladestrom-Anbieter tummeln sich auf dem Markt. Die Kosten können stark variieren. Und wie steht es eigentlich um die Abdeckung? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Laden des Elektroautos.

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Heiko Dilk
Elektroautos werden an einer Schnellladesäule geladen [Quelle: ABB]
Vor dem Fahren kommt das Laden: Besitzer von Elektroautos müssen sich etwas intensiver mit dem Laden ihres E-Autos auseinandersetzen als Fahrer von Autos mit Verbrennungsmotor. Die Kosten sind deutlich weniger transparent. [Quelle: ABB]

Vor das Fahren hat Johann Wilhelm Ritter das Laden gesetzt. Zum Glück. Ohne seine Erfindung des aufladbaren Akkumulators hätten wir jetzt große Probleme beim Laden von E-Autos. Und selbst so ist es mühsam. Es gibt einen Dschungel von Anbietern mit verschiedenen Tarifen. Die Kosten hängen davon ab, ob das Auto am Schnelllader oder an einfachen Ladesäulen mit Wechselstrom geladen wird. Und die Abdeckung mit Ladestationen unterscheidet sich regional und national. Damit Du den Überblick behältst, beantwortet mobility.talk hier die wichtigsten Fragen zum Laden eines Elektroautos.

Elektroauto laden: Das kostet es privat

Für Elektroauto-Fahrende mit eigener Garage oder Carport, stellt sich die Kostenfrage beim Laden kaum. An der Haushaltssteckdose oder der Wallbox lädt das E-Auto zum selben Preis pro Kilowattstunde (kWh) wie alle anderen Verbraucher. Im Schnitt liegt der laut der Strompreisanalyse des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bei 32,16 Cent/kWh (Stand 11/2021, Jahresverbrauch: 3.500 kWh).

Verfügt Dein Elektroauto über einen 70 kWh großen Akku, kostet eine Batteriefüllung rein rechnerisch etwas mehr als 22,50 Euro. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 18 kWh kosten 100 Kilometer Fahrt rund 5,80 Euro. Tatsächlich ist es in beiden Fällen etwas mehr. Es fallen stets Ladeverluste an. Die variieren von Fahrzeug zu Fahrzeug und hängen von den konkreten Ladebedingungen ab. Etwa 10 Prozent Aufschlag sind nicht ungewöhnlich.

Ein Tesla an einer Wallbox
Zuhause laden Elektroautofahrende mit den gleichen Kosten wie beim Haushaltsstrom. Im Schnitt sind das deutschlandweit rund 32,2 Cent pro Kilowattstunde. Mit steigender Tendenz. [Quelle: Tesla]

Elektroauto laden: Anbieter und ihre Tarife

Komplizierter wird es, wenn das E-Auto an öffentlichen Ladestationen geladen wird. Je nach Anbieter können die Preise stark variieren. Teilweise kostet die kWh weniger als der Haushaltsstrom. In Extremfällen sind auch mal Preise von mehr als einem Euro möglich.

Abgerechnet wird mittlerweile fast überall pro kWh. Größer Kostenfaktor ist bei vielen Anbietern die Ladeleistung, mit der Strom in den Akku befördert wird. Die Leistung in Kilowatt (kW) gibt an, wie schnell der Akku sich füllen lässt. Mit Wechselstrom (AC) betriebene Ladesäulen laden langsamer als Schnellladesäulen mit Gleichstrom (DC). Und Geschwindigkeit kostet Geld.

AC-Ladestationen schaffen maximal 22 kW. Die schnellsten DC-Ladesäulen erreichen bis zu  350 kW. Die aktuell schnellste Ladesäule der Welt liegt bei 360 kW. Es gibt allerdings kein Auto, das so hohe Ladeleistungen verkraftet. Los geht es beim Schnellladen mit 50 kW. Für den Preis spielt es bei kaum einen Anbieter eine Rolle, ob der Kunde mit 50 oder mit 300 kW lädt. Es gibt sogar Anbieter, die verlangen fürs AC-Laden genauso viel wie fürs DC-Laden. Meist muss man jedoch Mit etwa 59 Cent/kWh rechnen. AC-Laden kostet gewöhnlich um die 40 Cent.

Hohe Ladekosten bei Ionity

Manche Anbieter setzen jedoch unterschiedliche Preise für unterschiedliche Ladesäulenbetreiber an. Das bekannteste Beispiel ist der Ladenetzverbund Ionity. Diverse Autohersteller sind an dem Ladenetz beteiligt und bieten ihren Kunden oft Sondertarife an. Bei anderen, unabhängigen Anbietern liegen die Preise fürs Laden an den zahlreichen HPC-Ladestationen (High Power Charging) entlang der Hauptverkehrsadern meist deutlich höher. 79 Cent/kWh werden üblicherweise fällig. Bei dem großen Roaming-Netzwerk Ionity sind es allerdings 1,09 Euro/kWh.

Im Folgenden haben wir Dir einige Beispielrechnungen für die Kosten pro 100 km zusammengestellt. Sie basieren auf den von uns ermittelten Praxisverbräuchen der angegebenen Fahrzeuge. Beim Schnellladen rechnen wir im Schnitt mit 59 Cent/kWh. AC-Laden kostet durchschnittlich 40 Cent, Haushaltsstrom 32,2 Cent.

Diese Kosten fallen beim Laden des E-Autos an
ElektroautoVerbrauch/100 kmEuro/100 km AC-LadenEuro/100 km DC-LadenEuro/100 km Haushaltsstrom
VW ID.4 Pro Performance17,6 kWh7,04 Euro10,38 Euro5,67 Euro
Fiat 500e14,1 kWh5,64 Euro8,32 Euro4,54 Euro
Hyundai Ioniq 518,2 kWh7,28 Euro10,74 Euro5,86 Euro
Audi RS E-Tron GT19,0 kWh7,60 Euro11,21 Euro6,12 Euro
Elektroauto an einer Ladesäule
Je nach Anbieter, Tarifmodell und Ladesäule können die Preise fürs Laden des Elektroautos stark variieren. Ein Tarif mit jeweils einheitlichen Preisen fürs AC-Laden und das DC-Laden vermeidet böse Überraschungen bei der Abrechnung. [Quelle: dpa/picture-alliance]

Tarifmodelle der Anbieter im Überblick

Die Liste gibt Dir einen Überblick über die durchschnittlichen Kosten beim Laden. Im konkreten Fall können die Preise jedoch ganz anders aussehen. Zum Beispiel, wenn man sich für ein Tarifmodell mit Grundgebühr entscheidet. Viele Anbieter haben solche Tarife im Programm. Und es gibt weitere Abrechnungsmodelle, die sich wie folgt unterscheiden lassen:

  • nach kWh
  • nach kWh mit Grundgebühr
  • Tarife mit Flatrate und/oder Abo
  • nach kWh mit Startgebühr
  • nach Ladezeit
  • pro Ladevorgang

Mittelfristig werden Tarife, die nach Ladezeit, Ladevorgang oder mit Startgebühr abrechnen, aussterben. Das Bundeswirtschaftsministerium hat bereits vor einiger Zeit vorgegeben, dass alle Ladestationen mit geeichten Zählern ausgerüstet werden müssen. Nur die Abrechnung nach kWh biete eine transparente Preisgestaltung. Abo-Modelle und Flatrates spielen aktuell kaum eine Rolle. Das scheint sich jedoch zu ändern.

Für welchen Tarif man sich entscheidet, hängt sehr von den Nutzungsgewohnheiten ab. Reine kWh-Modelle ergeben prinzipiell für Wenigfahrende Sinn. Vielfahrende kommen oft mit einem Tarif, der eine Grundgebühr mit günstigeren kWh-Preisen koppelt, besser weg. So ein Tarif ergibt auch dann Sinn, wenn das Elektroauto oft an Schnellladern hängt. Flatrates können ebenfalls für Vielfahrende und Schnellladende interessant sein.

Einen Überblick über die konkreten Kosten erhält man in den Tarifinformationen des Anbieters. Ein bisschen recherchieren sollten Interessierte also. In der App des genutzten Anbieters sollte zudem direkt ersichtlich sein, wieviel die kWh beim konkreten Ladevorgang kostet. Die Ladesäulen selbst, zeigen das meist nicht an. 

So funktioniert das E-Auto-Laden an öffentlichen Säulen

Die Bundesregierung hat 2021 beschlossen, dass alle neu errichteten Ladesäulen mit einem Kartenleser ausgestattet werden sollen. Dann wird das Bezahlen ohne Vertrag mit einem Anbieter möglich. Doch aktuell sind derartige Säulen rar. Die Vorgabe gilt erst ab Juli 2023. Ältere Ladestationen müssen nicht nachgerüstet werden. Einstweilen braucht man also einen Anbieter.

Egal, ob man sich für einen regionalen oder überregionalen Energieversorger entscheidet, für einen Autohersteller oder einen Roaming-Anbieter: Geladen wird fast immer mittels Ladekarte oder via App. Wobei letzteres nicht von allen Ladesäulen unterstützt wird. Gestartet und beendet wird der Ladevorgang indem die Karte an die Ladesäule gehalten wird. Bei der Smartphone-App funktioniert das per Fingertipp. Das geht auch aus der Ferne. Ein von Vorteil, wenn man beispielsweise nicht vollladen will. Die Zahlungsinformationen müssen natürlich zuvor hinterlegt worden sein.

Es gibt bereits Elektroautos, die sich selbst an der Ladesäule anmelden, sobald man vorfährt oder den Stecker einstöpselt. Das nennt sich Plug&Charge, ist aber noch sehr selten. Nur wenige E-Autos und Ladesäulen sind dafür vorbereitet.

Zu sehen ist ein Parkplatz für ein Elektroauto
Aktuell geht der Ausbau der Ladeinfrastruktur noch zu langsam voran. Laut dem VDA werden pro Woche 250 Ladepunkte geschaffen, die Zahl der monatliche neu zugelassenen Elektroautos lag zuletzt bei 55.000. [Quelle: dpa/picture-alliance]

Ladepunkte in Deutschland: Das ist der Stand

Nun müssen Fahrer*innen von Elektroautos eine Ladesäule finden um laden zu können. Bei den meisten gängigen Ladestromanbieter sollte es damit keine Probleme geben. Die größeren erlauben das Laden an mehreren 10.000 Ladepunkten in Deutschland. Laut der Bundesnetzagentur gab es am 1. Oktober 2021 deutschlandweit knapp 48.800 öffentliche Ladepunkte. Gut 7.000 davon sind Schnellladepunkte. Und es werden mehr. Allerdings hat der Der Verband der Automobilindustrie VDA in seinem jüngsten Ladenetzranking festgestellt: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur gehe zu langsam. So würden pro Monat 55.000 neue Elektroautos zugelassen, aber nur 250 neue Ladepunkte wöchentlich in Betrieb genommen. Der VDA geht davon aus, dass 2.000 nötig wären, um mit den Zulassungszahlen Schritt zu halten. Aktuell teilen sich demnach im Schnitt 21 Elektroautos einen öffentlichen Ladepunkt.

Weiteres Problem: Die Ladesäulendichte verteilt sich sehr ungleich über das Bundesgebiet. Im am besten ausgestatteten Zulassungsbezirk, in der Stadt Salzgitter, teilen sich nur 5,9 Elektroautos einen Ladepunkt. Im schlechtesten, Offenbach am Rhein, sind es mehr als 95 E-Autos pro Ladepunkt. Im europäischen Vergleich lag Deutschland beim Verhältnis Pkw/Ladepunkt im ersten Quartal 2021 auf Platz 12. Mittelfeld also. Doch die Dynamik bei den Neuzulassungen macht klar: Der Ausbau muss sich rapide beschleunigen. 

Fazit:

Ladestromanbieter gibt es in Deutschland genug. Tarife auch, was die Auswahl deutlich erschwert. Aus unserer Sicht sollten sich Fahrer*innen von Elektroautos nach einem Angebot umgucken, das einheitliche Preise pro kWh ansetzt. Egal an welcher Säule. Dass fürs Schnelladen ein höherer Preis gilt als fürs AC-Laden ist üblich und unproblematisch. Vielfahrer*innen und Viellader*innen sollten durchrechnen, ob sich ein Tarif mit Grundgebühr für sie lohnt. 

Heiko | @MobilityTalk

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