BMW CE 04 Test: Der E-Roller wird cool

Der BMW CE 04 im Test: Er folgt auf den C Evolution und soll den elektrischen Roller cooler machen. Das gelingt ihm optisch locker, technisch nur zum Teil.

Heiko Dilk
Heiko Dilk
Der BMW CE 04 läutet bei BMW Motorrad eine neue elektrische Ära ein. Er soll eine hippe urbane Zielgruppe ansprechen [Bildquelle: BMW]

Dieser Motoroller ist anders. Das fällt selbst Leuten auf, die sich sonst wenig um Zweiräder scheren. Lang wirkt er, im hinteren Teil stark gestreckt und insgesamt irgendwie futuristisch. Das passt, denn der BMW CE 04 soll bei BMW Motorrad die elektrische Zukunft einläuten. Nicht ganz leicht, denn Motorradfahrer sind eher konservativ, was ihr Motorrad betrifft. Für die meisten soll es noch immer bollern oder knattern, womöglich sogar kreischen oder sägen. In jedem Fall:  Es soll einen Sound haben. Den hat auch der BMW CE 04, doch dazu später.

Pro

Das gefällt uns
am BMW CE 04
  • Modernes Design
  • Kräftiger Antrieb
  • Viel Konnektivität
  • Vielseitiges Infotainment

Kontra

Das gefällt uns weniger
am BMW CE 04
  • Serienm. geringe Ladeleistung
  • In der Stadt straffe Federung
  • Hohes Gewicht, etwas sperrig
  • Für Touren zu geringe Reichweite

Der BMW CE 04 ist nicht der erste elektrische Motorroller von BMW. Das ist der C Evolution, der bereits 2012 in einer Kleinserie gebaut wurde und von 2014 bis 2020 als Serienfahrzeug im Berliner Motorradwerk von BMW entstand. Er orientiert sich formal an typischen großen Rollern mit Verbrennungsmotor und sieht entsprechend aus. Etwas plump halt.

Stromzähler

0 km
Reichweite
0 h
Ladezeit 0-100 % bei 2,3 kW
0 h
Ladezeit bei 6,9 kW

BMW CE 04: Reichweite, Motor und Antrieb

Der CE 04 ersetzt den C Evolution nun. BMW baut ihn wieder in Berlin, die Elektrotechnik ist neu, das Design erst recht. Man muss es nicht mögen. Plump wirkt der CE 04 mit seiner gestreckten Silhouette, der „schwebenden“ Sitzbank und dem schlanken Hinterteil keinesfalls. BMW setzt einen bis zu 31 kW (42 PS) starken E-Motor ein. Optional gibt es ihn mit 23 kW (31 PS) für Führerscheinneulinge und mit 11 kW (15 PS) für den „kleinen“ 125er-Führerschein.

Der Motor stammt im Prinzip aus dem Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang des Vans BMW 2er Active Tourer. BMW baut ihn nicht wie bei Rollern üblich in die Schwinge, sondern vor das Hinterrad in den Hauptrahmen. Auch deshalb streckt der CE 04 sich auf üppige 2,29 Meter, sein Radstand liegt bei 1,68 Metern.

Der Akku sitzt vor dem Motor unter dem Trittbrett, das ist gut für den niedrigen Schwerpunkt des 231 Kilogramm schweren Rollers. Die gleichen Zellen kommen auch im großen SUV BMW iX zum Einsatz, im Roller fasst der Akku jedoch nur 8,9 kWh Energie. Das genügt laut Norm für bis zu 130 Kilometer Reichweite. Im städtischen Alltag kommen wir auf einen ziemlich konstanten Verbrauch von 5,4 kWh/100 km (Norm: 7,7 kWh), was einer Reichweite von mehr als 160 Kilometern entspricht. Die kräftige Rekuperation, mit der der CE 04 beim Verzögern Energie zurück in den Akku speist, hilft hier. Einige Kilometer Autobahn oder Landstraße dazu – möglichst nicht zu viele – und die 130 Norm-Kilometer erscheinen realistisch.

Geladen wird im Normalfall mit bis zu 2,3 kW, gegen einen Aufpreis von 850 Euro gibt es einen Onboard-Lader mit einer Ladeleistung von bis zu 6,9 kW. Das Geld sollte man investieren, denn mit dem Standard-Lader erreichen wir nicht mal die versprochenen 2,3 kW. Etwa 1,5 kW schafft der BMW CE 04 im Test an einer 11-kW-Säule. Da sind Blockiergebühren vorprogrammiert.

Der BMW CE 04 streckt sich auf 2,29 Meter Länge, der Radstand beträgt 1,69 Meter [Bildquelle: BMW]

Fahrleistungen: So schnell fährt der CE 04

Damit man nicht allzu oft eine Ladestation ansteuern muss, sollte man natürlich nicht allzu viel mit allzu hohem Tempo unterwegs sein. Und die brachiale Beschleunigung nicht oft ausnutzen. Der CE 04 geht schon im Standard-Fahrprogramm Road beim Dreh am Gasgriff wie angestochen nach vorne. In Dynamic sollte man sich gut festhalten, um nicht von der straffen Sitzbank zu purzeln. Klar, der Elektromotor stellt sein Drehmoment von 62 Newtonmetern ab Drehzahl 0 bereit. Tempo 50 erreicht man nach 2,6 Sekunden.

Also gilt Vorsicht bei rutschigem Grund. Schon auf trockenen Spurmarkierungen gibt es Schlupf am Hinterrad. Das Fahrprogramm Rain hilft mit sanftem Einsatz, wenn es mal feucht wird, Eco sorgt ebenfalls dafür, dass die Leistung behutsamer einsetzt. Doch auch so schützt die Schlupfkontrolle effizient vor Ausrutschern, optional soll die Dynamic Traction Control den Schlupf noch besser kontrollieren. ABS gibt es serienmäßig, ABS Pro für mehr Sicherheit in der Kurve gegen Aufpreis.

Maximal fährt der CE 04 120 km/h schnell, doch dann reißt der Wind ganz schön am Helm. Das kleine Windschild an der Front richtet wenig dagegen aus. Ein höheres gibt es als Extra, das verdirbt jedoch die Optik.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

BMW CE 04 Konnektivität: Navigation über die BMW App

Mit seinen 231 Kilo Gewicht wirkt der CE 04 beim Rangieren nicht gerade handlich, zum Glück verfügt er über einen Rückwärtsgang. Um sich im dichten Stadtverkehr durchzumogeln, ist er zu schwer und zu ausladend. Einmal in Fahrt, spürt man das jedoch kaum noch. Der niedrige Schwerpunkt macht ihn trotz des langen Radstands und des hohen Gewichts agil. Er lenkt leicht ein und liegt bei hohen Geschwindigkeiten stabil auf der Bahn. Die Federung wirkt bei niedrigen Geschwindigkeiten ziemlich straff und lässt ihn deutlich über Kanten und Bodenwellen hoppeln. Bei höherem Tempo legt sich das.

Besonderen Wert legt BMW beim CE 04 auf die Konnektivität. Als Zentrale dient das große 10,25-Zoll-Display, das alle nötigen Fahrinfos einblendet. Über die BMW Motorrad Connect App auf einem per Bluetooth gekoppelten Handy lässt sich auch navigieren. Die Kartennavigation zehrt allerdings am Smartphone-Akku.

Die Menüführung durch das Infotainment erfolgt über einen Drehkranz am linken Griff, der sich nach links und rechts kippen lässt, sowie über einen Kippschalter. Ganz konsequent erscheint die Logik nicht. Der Menübutton navigiert zwar nach oben und unten durchs Menü, aber nur auf der obersten Ebene. Eine Ebene tiefer muss man am Drehkranz drehen. Insgesamt funktioniert das Infotainment jedoch gut.

Unter der Sitzbank befindet sich ein Fach, das genug Platz für einen Helm bietet, sofern dieser nicht zu groß ist. Ein Ladekabel passt in jedem Fall rein [Bildquelle: BMW]

BMW CE 04 Sound und Preis: Wenig und viel

Und was ist nun mit dem Sound? Nun ja, der ist durchaus vorhanden. Beim Beschleunigen summt der CE 04 elektrotypisch und erinnert in seiner Tonalität ein wenig an eine Tram. Das stört nicht weiter, weil es sich weitgehend im Hintergrund hält. Beim Rekuperieren jedoch wird der CE 04 deutlich lauter und tönt rauer. Eine bessere Kapselung und ein wenig Dämmung könnten helfen, doch die drücken natürlich aufs Gewicht.

Und auf die Kosten. Wobei das bei einem Basispreis von 12.500 Euro keinen großen Unterschied mehr machen dürfte. Viel Geld ist es in jedem Fall. Zum Vergleich: Einen 400er-Roller wie den BMW C 400 X mit 25 kW (34 PS) gibt es ab knapp 7.200 Euro. Der sieht aber nicht so anders aus.

Fazit:

Schick sieht er aus, der BMW CE 04. Finde ich jedenfalls. Außerdem macht er dank des starken Motors richtig Spaß. Mit seinen 160 Kilometern Praxisreichweite eignet er sich primär für den urbanen Raum, doch dafür ist er etwas zu groß und zu schwer. Außerdem lädt er serienmäßig nicht flott genug. Trotzdem: Wer elektrisch rollern will, findet derzeit (noch) keine coolere Option.

Heiko | @MobilityTalk

Technische Daten – BMW CE 04
ModellBMW CE 04 (31 kW)
Reichweite WMTC130 km
Reichweite Test130 km
Ladedauer AC4 h 20 min (0-100 %)
Ladeleistung AC2,3 kW
Länge2.285 mm
Breite855 mm
Höhe1.150 mm
Radstand1.675 mm
Gewicht231 kg
Zuladung179 kg
Akkukapazität8,9 kWh (brutto)
0-50 km/h2,6 s
Geschwindigkeit120 km/h
Leistung31 kW (42 PS)
Drehmoment62 Nm
AntriebElektrisch/Hinterachse
Verbrauch (WMTC)7,7 kWh/100 km
Verbrauch (Test)7,4 kWh/100 km
Basispreis BMW CE 0412.500 Euro

Weiterführende Artikel

Strom lohnt sich: CO2-Bilanz der Antriebsarten

Strom, Wasserstoff, E-Fuels oder doch Diesel und Benzin? Die CO2-Bilanz von Elektroautos wird immer besser. Selbst in der Kompaktklasse fahren sie schon nach wenigen

Der Kia EV6 im Test: Auf bestem Wege

Der Kia EV6 fährt weiter als der Bruder Ioniq 5 und lädt schneller. Dafür hat er (noch) zwei Schwächen. Reicht das, um auf der

eRockit im Test: Pedalieren zwischen den Welten

E-Bike oder Motorrad? Das eRockit ist von beidem etwas und damit etwas ziemlich Besonderes. Wir waren zur Besuch in der Produktion – und sind

Audis Elektro-Rikscha ist ein Second-Life-Experiment

Eine elektrische Audi-Rikscha? Was auf den ersten Blick ein Hingucker ist, soll am Ende sogar die Welt retten, zumindest ein bisschen. Projekt, technische Daten

Immer informiert sein?

Abonniere unseren Newsletter!