Audi Charging Hub: Ausbau an weiteren Standorten

Der Audi Charging Hub soll Premium-Flair beim Laden von E-Autos bieten. Nach einer Pilotphase folgt nun der weitere, vorsichtige Ausbau. Zunächst kommen kompakte Versionen ohne Lounge.

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Dennis Merla
Audi Charging Hub in Nürnberg
Audi errichtet nach Nürnberg weitere Charging Hubs in Österreich, der Schweiz und in Deutschland. Zunächst handelt es sich jedoch um kompaktere Ladestandorte ohne Lounge. [Bildquelle: Audi]

Die Zahl der Elektroautos wächst stetig. Die der öffentlichen Ladepunkte auch, aber langsamer. Insbesondere Schnelllader in Ballungsgebieten sind rar. Zwar gibt es in Städten vergleichsweise viele Ladesäulen mit Wechselstrom, doch die laden zumeist nur langsam Audi will dem Problem mit „Audi Charging Hubs“ begegnen. Das Besondere ist hier die Aufenthaltsqualität: An den Standorten können Fahrer*innen von Elektroautos ihre Fahrzeuge mit bis zu 320 kW laden und sich währenddessen in einer gemütlichen Lounge aufhalten.

Das Angebot richtet sich laut Audi speziell an Elektroauto-Fahrende, die keine Möglichkeit haben, zu Hause zu laden. Der besondere Vorteil neben der Lounge: Hohe Ladegeschwindigkeiten. Herkömmliche AC-Ladesäulen, wie sie im Innenstadtbereich üblich sind, laden mit gerade einmal 22 kW, oft nur mit 11 kW.  Je nach Akkugröße und Ladetechnik kann eine volle Ladung also bis zu 10 Stunden dauern. Das ist eine hohe Belastung für die Ladeinfrastruktur.

Das erste Ladehäuschen, das wie ein Miniatur-Audi-Zentrum aussieht, steht seit dem 23. Dezember an der Messe Nürnberg. An sechs Ladepunkten registrierte Audi von Januar bis Ende April 3.100 Ladevorgänge. Im Schnitt seien das 24 Ladevorgänge Pro Tag, bei denen eine Energiemenge von rund 800 kWh abgerufen wurde. Die Resonanz falle „durchweg positiv aus“, teilt Audi in einer Zwischenbilanz mit. Deshalb wird das Konzept nun ausgeweitet. In der zweiten Jahreshälfte eröffnet ein zweiter Pilot in Zürich. Standorte in Salzburg und Berlin folgen ebenfalls noch 2022. Ab 2023 bis Mitte 2024 plant Audi Charging Hubs in weiteren deutschen Städten.

Audi Charging Hub: 320 kW ohne Hochspannungsleitung

Damit legt Audi allerdings kein besonders hohes Tempo vor. Denn die Audi Charging Hubs können im Grunde fast überall aufgestellt werden. Die Bauzeit des Nürnberger Pilot-Hubs betrug gerade einmal vier Wochen. Das liegt am flexiblen Konzept der Charging Hubs. So muss für den Bau kein Fundament gegossen werden, es bedarf generell keiner Tiefbauarbeiten. Das System besteht aus mehreren Modulen, die laut Audi innerhalb weniger Tage aufgestellt werden können. In Nürnberg kommen fünf dieser Module zum Einsatz. Im Untergeschoss sitzen drei sogenannte „Powercubes“. Sie beinhalten die Ladesäulen und Stromspeicher. Darüber befinden sich die Aufenthaltsmodule für die Wartezeit.

Obwohl die Hubs ohne Hochspannungszuleitung auskommen, sind trotzdem pro Ladepunkt bis zu 320 kW möglich. Den Hubs reicht das lokale Niederspannungsnetz – in Nürnberg kommen vom Netzbetreiber 200 kW. Den Rest beziehen die Ladesäulen aus einem Stromspeicher, bestehend aus 924 ausrangierten Elektroauto-Akkus. Die befüllt Audi mit Grünstrom aus dem Netz und einer Solaranlage mit einer Peakleistung von 30 kW. Die Speichereinheiten in den drei Powercubes im Erdgeschoss speichern zusammen 2,45 MWh. „Unsere Speicher sind so groß, dass es hier nie zu Engpässen kommen wird“, ist sich Audi sicher.

Insgesamt können so sechs Fahrzeuge mit einer Gesamtleistung von 960 kW laden. Sind alle Ladepunkte besetzt, sinkt die Leistung. Die Fahrzeuge laden dann mit 160 kW.

Kompakter Charging Hub für Zürich

In Zürich errichtet Audi eine kompaktere Version des Charging Hubs im Banken- und Versicherungsviertel. Hier entstehen nur zwei Powercubes, die je über zwei überdachte Ladepunkte verfügen. Eine Lounge gehört hier nicht zum Angebot. Ein 55-Zoll-Bildschirm am Charging Hub informiert jedoch über die Service-Angebote im Umfeld des Hubs, etwa Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, Fitnessangebote und eine Station fürs E-Bike-Sharing in unmittelbarer Nähe. Die Vorläufe für Planung und Umsetzung dieser Charging Hubs sollen noch kürzer sein als bei größeren Anlagen wie der in Nürnberg.

Bei den weiteren Standorten in Salzburg und Berlin, die in der zweiten Jahreshälfte 2022 aufgestellt werden, handelt es sich ebenfalls um kompakte Anlagen wie in Zürich. Für 2023 sind drei weitere Charging Hubs in deutschen Metropolen geplant. Die bis Mitte 2024 zu errichtenden Standorte sollen vor allem zentrumsnah liegen und auf befestigten Flächen Services vor Ort bieten.

Audi hatte bereits angekündigt, an den Charging Hubs weitere Services anzubieten. Der Leihservice für E-Scooter soll ausgebaut werden und E-Bike-Fahrer*innen an Tauschstationen ihre Akkus tauschen können. Außerdem will Audi an den Hubs einen Lieferservice für Lebensmittel, eine mobile Autopflege und Testfahrten mit dem Audi Q4 e-tron und RS e-tron GT anbieten.

Vorteile für Audi-Kund*innen

An den Audi Charging Hubs dürfen alle Elektroauto-Fahrer*innen ihre E-Autos laden. Der Aufenthaltsraum in Nürnberg ist offen für jedermann. Für die Wartenden stehen WLAN, Sanitäranlagen, Snack- und Getränkeautomaten zur Verfügung. Ungeduldige können sich einen E-Scooter mieten und damit während des Ladevorgangs ins Stadtzentrum fahren.

Die 200 Quadratmeter große Lounge im oberen Bereich des Nürnberger Audi Charging Hub ist dagegen nur für Audi-Kund*innen vorgesehen. Dort steht tagsüber ein Concierge-Service zur Verfügung. Zudem dürfen nur Audi-Fahrer*innen ihre Ladeslots reservieren. Für den Ladestrom verlangt Audi von seinen Kund*innen 31 Cent pro Kilowattstunde. Das entspricht in etwa dem Preis, den Nutzer*innen an einer privaten Wallbox zahlen würden. Nicht-Audi-Kund*innen zahlen die Tarife ihres jeweiligen Ladeanbieters. Einen speziellen Aufschlag für die Nutzung verlangt Audi nicht. Wer gar keinen Tarif abgeschlossen hat, den lockt Audi zunächst mit einem Kampfpreis von 36 Cent pro kWh. Audi teilt jedoch bereits mit, dass dies „logischerweise nicht ewig so bleiben“ werde.

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