Citybot: Der freundliche Alleskönner?
Der Citybot kann Müll wegräumen, Hecken schneiden oder Menschen transportieren: Mehr als ein Dutzend Module machen das autonome Fahrzeug zu einem echten Alleskönner. Besonders wichtig ist dem Hersteller, dass er dabei freundlich wirkt.
Noch bewegt sich der Citybot nur in einem fünf mal fünf Meter großen Bereich, in dem er sich mittels Sensoren problemlos orientieren kann. Das vollautonome Roboterfahrzeug hebt mit seinem Greifarm ein Papierknäuel auf, das Johannes Barckmann in die andere Ecke des Karrees geworfen hat. Er hat den Citybot gemeinsam mit seinem Team bei der EDAG Group entwickelt und beobachtet zufrieden, wie sich das hüfthohe Gefährt anschließend langsam auf den Weg zurück zu seiner Ladestation macht. Der Citybot könne ein Gamechanger für den urbanen Stadtverkehr werden, glaubt Barckmann: „Er wird die Antwort auf Verkehrsstaus sein und unter einem Software-Schirm sämtliche Dienste abbilden können. Nicht zuletzt wird er rund um die Uhr arbeiten können.“
Autonomes Fahren gilt als Megatrend der Mobilität. Nahezu alle Hersteller arbeiten an Fahrzeugen, die sich komplett selbstständig orientieren und fortbewegen können. All das strebt der Citybot auch an. Doch die Entwickler gehen noch einen Schritt weiter. „Der Citybot ist nicht nur ein einzelnes, autonom operierendes Fahrzeug“, sagt Barckmann: „Im Prinzip ist er ein ganzes System einzelner Fahrzeuge.“ Der Kern der Idee ist, dass es sich bei den kleinen Robotern um eine vernetztes Flotte handelt – sie können untereinander kommunizieren und aufeinander abgestimmt agieren. Das erste Modell wurde auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) 2019 vorgestellt, spätestens 2023 sollen Citybots operativ eingesetzt werden.
Mehr als 10 Module für den Citybot
Dabei muss kein Citybot dem anderen gleichen. Aufgrund von mehr als einem Dutzend verschiedener Module, die sich nach Herstellerangaben mit wenigen Handgriffen austauschen lassen, soll er extrem flexibel einsetzbar sein. Mit einem entsprechenden Modul kann er Müll aufsammeln und abtransportieren, kurze Zeit darauf transportiert er Güter oder Menschen, mit einem weiteren Modul verwandelt er sich in einen Rasenmäher.
Im Rahmen des Förderprojekts „Campus Free City“ sollen sie rund um das Frankfurter Fußball-Stadion für Ordnung sorgen, etwa indem sie Grünflächen pflegen oder Müll aufsammeln. 2025 sollen die Systeme auf Flughäfen zum Einsatz kommen, für 2030 gibt es bereits fest vereinbarte Kooperationen mit Metropolen wie Barcelona oder Saragossa.
Angetrieben wird der Citybot wird von einer Brennstoffzelle, fährt also potenziell komplett emissionsfrei. „Die Stadt der Zukunft muss sauber, sicher, lebenswert, freundlich, leise und smart werden“, sagt EDAG-CEO Cosimo De Carlo: „Der Citybot ist ein Mobilitätskonzept mit eigenem Ecosystem.“
„Der Citybot ist eine Ergänzung“
Besonders wichtig waren Barckmann und seinem Team bei der Gestaltung die humanoiden Züge. „Die Fahrzeuge dürfen nicht furchteinflößend auf Menschen wirken“, sagt Barckmann. Der Citybot bewegt sich nicht nur ausgesprochen langsam (Höchstgeschwindigkeit 30 km/h), sondern er ist auch in der Lage, mittels Künstlicher Intelligenz mit Menschen zu kommunizieren. Ein kopfartiges Modul an der Fahrzeugspitze soll ihm menschliche Züge verleihen. „Wir legen sehr viel Wert auf die Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten“, sagt Barckmann: „Der Habitus muss superfreundlich sein. Er muss fast devot wirken, eine Art Best Buddy der Stadtbewohner.“
Damit versucht der Edag-Entwickler einen Vorwurf zu entkräften, der den Citybot seit dem ersten Tag seiner Vorstellung begleitet: Er mache menschliche Arbeitskraft überflüssig, gefährde perspektivisch Arbeitsplätze und damit den sozialen Frieden. „Der Citybot ist eine Ergänzung und Hilfe, er soll niemanden ersetzen“, sagt Barckmann. Inwiefern aus diesem theoretisches Konzept tatsächlich Realität werden kann, lässt sich ab 2023 in Frankfurt beobachten.
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