BMW 3er (2025): Das Traditionsauto wird elektrisch
Das wichtigste BMW-Designelement, die „Niere“ in der Fahrzeugfront, wächst: In der Studie BMW iVision Dee streckt sie sich über die gesamte Breite. Ist das mutig? Mutlos? Idiotisch oder disruptiv? So ganz erschließt sich das nicht. Denn das Concept Car kündigt die „neue Klasse“ ab 2025 an. Im Klartext: Es handelt sich um den ersten konkreten Ausblick auf den neuen BMW 3er.
Kurze Geschichtsstunde: In den 1960er Jahren gab es bei BMW schon einmal eine „neue Klasse“. Beginnend mit dem modernen 1500 rettete sich die Marke aus einer schweren Zeit. Wie damals steht auch 2025 die „neue Klasse“ für mehrere Modelle mit gemeinsamen Merkmalen. Die Serienversion des Showcars wird als Mittelklasse-Limousine die nächste Elektroauto-Generation des Herstellers begründen. Ein genauer Blick auf Optik und Technik lohnt sich also.
800 Kilometer Reichweite im BMW 3er Elektro (2025)
Ausgerechnet den Antrieb erwähnt BMW bei der Präsentation der Studie gar nicht. Üblicherweise gibt es bei solchen Premieren prognostizierte Leistungs- und Fahrdaten. Stattdessen bleibt es bei einem knappen Hinweis auf den Kraftstoff: „Die Zukunft der BMW Group ist elektrisch (…)“, schreibt der Hersteller in die Pressemeldung. Das Modell debütiert eben nicht bei einer Auto-Veranstaltung, sondern auf der Elektronikmesse CES.
Im Grunde steht die Technik. Im Rahmen der IAA Mobility 2021 sagt BMW-Chef Oliver Zipse, dass die neue Architektur nur noch Elektroautos trägt. Unter Umständen soll Wasserstoff eine Option werden, falls der in China relevant wird. In Europa sollte man darauf aktuell nicht wetten. In jedem Fall fährt der neue BMW 3er ab 2025 rein elektrisch.
Entwicklungschef Frank Weber nennt in Interviews weitere Details. BMW wird die mittlerweile sechste Generation von Synchron-Elektromotoren in den Elektro-3er bauen. Den Motor kauft der Hersteller nicht bei einem Zulieferer ein, sondern entwickelt ihn selbst. Das gehört sich für die Bayerischen Motorenwerke so. Der Plan: Im gesamten Antriebsstrang soll die Effizienz um mehr als 20 Prozent steigen. Daraus folgt, dass das Serienauto ein Fünftel sparsamer fährt als ein aktueller BMW i4 (Normverbrauch: 16,1 – 19,1 kWh/100 km) – abzüglich weiterer Vorteile, zum Beispiel mit gesenktem Gewicht oder weniger Windwiderstand.
In BMWs neuer Klasse debütiert außerdem eine neue Akku-Generation. Für Feststoffakkus ist es noch zu früh, sagt der Hersteller. Die will er zum Ende des Jahrzehnts einführen. Vorerst will BMW, ähnlich wie Tesla, Rundzellenakkus einsetzen. Die sehen aus wie eine beleibte Version von AA-Batterien aus einer Fernbedienung. Verschiedene chemische Zusammensetzungen der Zellen erlauben die Produktion einer günstigen und einer besonders leistungsfähigen Version des Akkus mit Gleichteilen. Angepeilt sind im neuen 3er 500 bzw. 800 Kilometer mit einer Akkuladung. Weitere Eckdaten: 800 Volt Bordspannung, bis zu 350 kW Ladeleistung und bis zu 440 kW (600 PS) Motorleistung im sportlichen Spitzenmodell.
BMW iVision Dee: Head-up-Display und Virtual Reality
Während der Präsentation in Las Vegas konzentriert sich BMW auf die Vernetzung. Die Studie iVision Dee soll zeigen, wie digital sich der Hersteller die Zukunft vorstellt. Dazu gehört eine Menge Spielerei: Fast das gesamte Auto ist ein großes Display. Sogar die Außenfarbe des Autos lässt sich spontan in mehr als 200 Bereichen verändern. 36 Farben stehen zur Wahl, die Karosserie kann sogar Schriftzüge abbilden. Dafür nutzt das Auto die Technologie „E Ink“, bekannt aus E-Book-Readern.
Auf die Fenster projiziert BMW großflächig Informationen. Das Head-up-Display wächst auf die Größe der gesamten Windschutzscheibe und erhält Augmented-Reality-Funktionen. Das Auto kann zum Beispiel Fahrstrecken oder Gefahren markieren, um die Navigation zu erleichtern oder die Sicherheit zu erhöhen. Ein Slider im Cockpit regelt den Umfang der Anzeige. Zusätzlich kann der iVision Dee Grafiken so auf die Seitenscheiben projizieren, dass sie von innen oder außen sichtbar sind.
BMW sagt, man möchte die virtuelle und die reale Realität verknüpfen. Theoretisch kann der iVision Dee mit seinen Projektionen die reale Welt überlagern. In der Studie sieht es so aus, als fahre das Auto durch eine selbst kreierte Umgebung. Die virtuelle Realität löst dabei gefühlt die Realität ab. Besonders verkehrssicher klingt das nicht. Das verlangt auch niemand von einem Messe-Showcar.
Bei so vielen Anzeigemöglichkeiten entfallen die herkömmlichen Displays im Cockpit. Dieser Punkt wirkt bereits seriennah: Anstelle von Tasten und Touchscreens schimmern digitale Bedienelemente durch die Bezugsstoffe des Armaturenbrettes. Das wirkt reduziert und übersichtlich, weil nur die jeweils relevanten Bedienelemente angezeigt werden. Für den Elektro-3er rechnen wir daher mit einem sehr aufgeräumten Cockpit und einem umfangreichen Head-up-Display, das die gesamte Scheibenbreite ausnutzt. Letzteres kündigt BMW konkret an.
Keine Autonomie im BMW 3er Elektro (2025)
Interessant ist außerdem, was BMW nicht anspricht. Trotz der Fähigkeit, alles Mögliche an die Frontscheibe zu projizieren, wird das Auto seine Insassen nicht von der Straße ablenken. Denn Autonomie gibt es nicht im 3er der nahen Zukunft, nur assistiertes Fahren. Ein enttäuschender Trend nach den vielen Ankündigungen der Vergangenheit zeichnet sich ab: Generell sind die Autohersteller aktuell weniger optimistisch bei ihren Prognosen für Roboter-Autos. Der Aufwand ist viel höher, als lange Zeit angenommen wurde. Von einer kurzfristigen Serienreife spricht kaum noch jemand.
Der Elektro-3er wird 2025 dennoch ein großer Schritt für das BMW-Modellprogramm. Er startet als Elektroauto mit eigenständiger Optik und einem ganz neuen Innenraum. Technisch wird er dem aktuellen BMW i4 spürbar voraus sein, vor allem in den Punkten Effizienz, Gewicht und Raumausnutzung. Preislich wird er auf Augenhöhe des klassischen 3er liegen. Wir rechnen mit einem Einstiegspreis bei rund 45.000 Euro.
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